ELISABETH LOCHMANN
Meran
GEIGE

Wie und warum hast du dein Instrument als Kind ausgewählt?
Meine Mutter ist sehr musikalisch und hat eine wunderschöne Stimme. Zu Hause wurde immer viel Gesungen. Mein Vater spielt Klarinette, Blockflöte und Saxophon, so war Musik von Anfang an Teil unseres Familienlebens. Dazu hat mein großer Bruder Geige gespielt- ich fand das wundervoll und wollte auch!
Was ist außerhalb der Musik deine größte Leidenschaft?
Ich denke ich habe sehr normale Hobbies. Ich lese sehr gerne, koche, backe und esse gerne, und gehe gerne auf den Berg. Hier in meiner neuen Heimat kann man zum Glück auch schön spazieren, obwohl ich die Berge natürlich sehr vermisse.
Was machst du vor einem Konzert?
Ich sehe die Noten auf dem Pult durch und kontrolliere die Reihenfolge der Stücke. Dann die normalen Dinge: umziehen, schminken, Frisur. Nochmal stimmen, leere Saiten streichen, vielleicht ein paar schwerer Stellen langsam durchgehen. Kurz bevor es los geht: Still werden, Atemübungen. Bei Kammermusikkonzerten am liebsten gemeinsam mit meinen Kollegen. Das verbindet nochmal ganz besonders.
Was ist das Beste daran ein Musiker zu sein?
Da gibt es so vieles! Für mich ist es etwas ganz Besonderes, mich als Teil von etwas zu fühlen, das größer ist als ich. Da ist die Klang- und Gefühlswelt die mich dann trägt, mit den Menschen um mich herum verbindet und mit etwas, das vielleicht noch über uns hinaus geht.
Die Begegnungen und der Austausch mit vielen spannenden Menschen aus den verschiedensten Kulturen und Ländern der Welt. Das Glück, sich über die Jahre immer wieder zu treffen um meist wenige, aber intensive Tage zusammen zu verbringen und gemeinsam wundervolle Musik zu spielen. Die Zeit zu haben, an einem Programm zu feilen, seine Facetten auszuloten, sich selbst und die eigenen Vorstellungen immer wieder in Frage zu stellen. Aneinander und miteinander zu wachsen. Und natürlich macht es unheimlich viel Spaß, einfach Musik zu machen.
Nicht zu vergessen: das Reisen.
Was macht ein „perfektes Konzert“ aus?
Perfekt ist ein Konzert für mich dann, wenn ich das Gefühl habe, dass die Musik in den Herzen der Menschen angekommen ist. Wenn wir sie bewegen und sie mitnehmen können an diesen besonderen Ort, den ich nur aus der Musik kenne. Wenn die Geschichte, die wir erzählen wollen, gehört, verstanden und geteilt wurde ist das ein ganz großes Geschenk für mich. Im vergangenen Jahr war es selten, live für Menschen spielen zu dürfen. Dadurch wurde mir noch einmal klarer, welch große und wichtige Rolle unsere Zuhörer zur “Magie” eines gelungenen Konzertes beitragen. Mit Ihnen zusammen entsteht etwas, was ohne Sie nicht da wäre. Zusammengefasst: Die richtige Musik mit den richtigen Kollegen für die richtigen Menschen am richtigen Ort zur richtigen Zeit ergeben zusammen gute Chancen für ein gelungenes Erlebnis für alle Beteiligten.
Was würdest du machen, wenn du kein Musiker wärst?
Als Kind wollte ich lange Zeit Ärztin werden, mit einem kurzen Schlenker zur Trapezkünstlerin/Zirkusartistin. Egal, womit ich heute mein Geld verdiene, ich denke, Musikerin wäre ich so oder so. Zu diesem Selbstverständnis kam ich jedoch erst in den letzten Jahren. Lange habe ich mit dem Begriff gerungen und mich gefragt, was man haben muss, um sich “Musikerin” nennen zu dürfen. Ist es die Anzahl an Konzerten pro Jahr, die Höhe der Gage, die gewonnenen Preise, die renommierten Spielorte die mich erst zur Musikerin machen? Also der Erfolg? Ist es der alleinige Broterwerb durch Konzerte? Momentan bin ich der Ansicht, dass die Liebe zur Musik, das nicht Aufgeben, das Dranbleiben und mich mit der Musik ausdrücken wollen und müssen zählt. Und dass mich das zur Musikerin macht, was zwischen mir und der Musik, mir und meinen Mitmusikern und mir und dem Publikum geschieht. Daher kann ich mir als Nebentätigkeit zum Broterwerb allerhand andere Dinge vorstellen. Zum Beispiel eine handfeste Arbeit, gerne draußen in der Natur.
Was ist das Schwierigste daran ein Musiker zu sein?
Es ist schwer, von Konzerten alleine zu leben. Man braucht unheimlich viel Vertrauen und gute Nerven um die schon unter normalen Bedingungen unsichere Auftragslage auszuhalten. Ich habe bisher meist auf mehreren Ebenen musikalisch arbeiten können. Zwischen Instrumentalunterricht, Musikunterricht und Konzerttätigkeit darf ich so die Musik auf verschiedenste Art zu meinem täglich Brot machen. Auch organisatorisch ist es eine Herausforderung, regulären Unterricht zu gewährleisten und parallel dazu als Musikerin unterwegs und auf der Bühne sein zu können. Ein innerer und äußerer Spagat ist das natürlich auch, denn die Ansprüche in den verschiedenen Arbeitsfeldern sind natürlich berechtigterweise hoch und es gibt im normalen Alltagsleben irgendwie nie genug Zeit zum Üben und Vorbereiten, E‑mails schreiben und neue Projekte planen. Aber das geht wahrscheinlich anderen Berufsgruppen ähnlich: die Zeit ist immer knapp.
Welche Geschichte über dein Musikerleben erzählst du immer?
Auf dem Weg zu einem Konzert in China hat unser Busfahrer die Autobahnausfahrt verpasst. Unser chinesisches Management telefonierte daraufhin mit der Polizei. Kurz darauf rückte polizeilicher Begleitschutz für uns an und eskortierte unsere zwei Busse als Geisterfahrer auf der Autobahn zurück zur verpassten Auffahrt. Wir haben es gerade so noch zum Konzert geschafft.
Was schätzt du an Südtirol besonders?
Die Natur. Die bunte Mischung aus tiroler und italienischer Farben im Alltag und das gute Essen.
In welchen Ländern und/oder Städten der Welt hast du schon Konzerte gespielt?
Die meisten Konzerte haben innerhalb der EU stattgefunden. Italien, Schweiz, Österreich, Deutschland, Frankreich, Polen. Als jugendliche durfte ich an einem Opernprojekt in Sao Paolo, Brasielien, teilnehmen. Besonders spannend war für mich eine dreiwöchige Tournee mit einem kleinen Orchester in China. Diese Reise hat mich mit einer Reihe von unvergesslichen Erlebnissen beschenkt, von der Eiseskälte bei ‑30°C in der Nordmongolei hin zu Bambuswäldern im Süden.
Ist dir als Musiker schon mal etwas Verrücktes oder Lustiges passiert?
Oh ja, immer wieder! Bei einem Konzert für einen arabischen Prinzen auf Sardinien durften wir nur in Begleitung von Security aufs stille Örtchen. Weniger lustig: Geigenkoffer aufklappen und feststellen, dass der Geigenbogen zu Hause geblieben ist. Wieder in China: von einer aufgeregten Menge an Teenie-Mädchen nach dem Orchesterkonzert am Tourbus abgepasst und um Autogramme gebeten werden. Auch in China: das riesige Plakat mit der Ankündigung für das eigene Konzert mit dem Foto eines fremden Orchesters beworben zu sehen.
ELISABETH LOCHMANN
Meran
GEIGE

Wie und warum hast du dein Instrument als Kind ausgewählt?
Meine Mutter ist sehr musikalisch und hat eine wunderschöne Stimme. Zu Hause wurde immer viel Gesungen. Mein Vater spielt Klarinette, Blockflöte und Saxophon, so war Musik von Anfang an Teil unseres Familienlebens. Dazu hat mein großer Bruder Geige gespielt- ich fand das wundervoll und wollte auch!
Was ist außerhalb der Musik deine größte Leidenschaft?
Ich denke ich habe sehr normale Hobbies. Ich lese sehr gerne, koche, backe und esse gerne, und gehe gerne auf den Berg. Hier in meiner neuen Heimat kann man zum Glück auch schön spazieren, obwohl ich die Berge natürlich sehr vermisse.
Was machst du vor einem Konzert?
Ich sehe die Noten auf dem Pult durch und kontrolliere die Reihenfolge der Stücke. Dann die normalen Dinge: umziehen, schminken, Frisur. Nochmal stimmen, leere Saiten streichen, vielleicht ein paar schwerer Stellen langsam durchgehen. Kurz bevor es los geht: Still werden, Atemübungen. Bei Kammermusikkonzerten am liebsten gemeinsam mit meinen Kollegen. Das verbindet nochmal ganz besonders.
Was ist das Beste daran ein Musiker zu sein?
Da gibt es so vieles! Für mich ist es etwas ganz Besonderes, mich als Teil von etwas zu fühlen, das größer ist als ich. Da ist die Klang- und Gefühlswelt die mich dann trägt, mit den Menschen um mich herum verbindet und mit etwas, das vielleicht noch über uns hinaus geht.
Die Begegnungen und der Austausch mit vielen spannenden Menschen aus den verschiedensten Kulturen und Ländern der Welt. Das Glück, sich über die Jahre immer wieder zu treffen um meist wenige, aber intensive Tage zusammen zu verbringen und gemeinsam wundervolle Musik zu spielen. Die Zeit zu haben, an einem Programm zu feilen, seine Facetten auszuloten, sich selbst und die eigenen Vorstellungen immer wieder in Frage zu stellen. Aneinander und miteinander zu wachsen. Und natürlich macht es unheimlich viel Spaß, einfach Musik zu machen.
Nicht zu vergessen: das Reisen.
Was macht ein „perfektes Konzert“ aus?
Perfekt ist ein Konzert für mich dann, wenn ich das Gefühl habe, dass die Musik in den Herzen der Menschen angekommen ist. Wenn wir sie bewegen und sie mitnehmen können an diesen besonderen Ort, den ich nur aus der Musik kenne. Wenn die Geschichte, die wir erzählen wollen, gehört, verstanden und geteilt wurde ist das ein ganz großes Geschenk für mich. Im vergangenen Jahr war es selten, live für Menschen spielen zu dürfen. Dadurch wurde mir noch einmal klarer, welch große und wichtige Rolle unsere Zuhörer zur “Magie” eines gelungenen Konzertes beitragen. Mit Ihnen zusammen entsteht etwas, was ohne Sie nicht da wäre. Zusammengefasst: Die richtige Musik mit den richtigen Kollegen für die richtigen Menschen am richtigen Ort zur richtigen Zeit ergeben zusammen gute Chancen für ein gelungenes Erlebnis für alle Beteiligten.
Was würdest du machen, wenn du kein Musiker wärst?
Als Kind wollte ich lange Zeit Ärztin werden, mit einem kurzen Schlenker zur Trapezkünstlerin/Zirkusartistin. Egal, womit ich heute mein Geld verdiene, ich denke, Musikerin wäre ich so oder so. Zu diesem Selbstverständnis kam ich jedoch erst in den letzten Jahren. Lange habe ich mit dem Begriff gerungen und mich gefragt, was man haben muss, um sich “Musikerin” nennen zu dürfen. Ist es die Anzahl an Konzerten pro Jahr, die Höhe der Gage, die gewonnenen Preise, die renommierten Spielorte die mich erst zur Musikerin machen? Also der Erfolg? Ist es der alleinige Broterwerb durch Konzerte? Momentan bin ich der Ansicht, dass die Liebe zur Musik, das nicht Aufgeben, das Dranbleiben und mich mit der Musik ausdrücken wollen und müssen zählt. Und dass mich das zur Musikerin macht, was zwischen mir und der Musik, mir und meinen Mitmusikern und mir und dem Publikum geschieht. Daher kann ich mir als Nebentätigkeit zum Broterwerb allerhand andere Dinge vorstellen. Zum Beispiel eine handfeste Arbeit, gerne draußen in der Natur.
Was ist das Schwierigste daran ein Musiker zu sein?
Es ist schwer, von Konzerten alleine zu leben. Man braucht unheimlich viel Vertrauen und gute Nerven um die schon unter normalen Bedingungen unsichere Auftragslage auszuhalten. Ich habe bisher meist auf mehreren Ebenen musikalisch arbeiten können. Zwischen Instrumentalunterricht, Musikunterricht und Konzerttätigkeit darf ich so die Musik auf verschiedenste Art zu meinem täglich Brot machen. Auch organisatorisch ist es eine Herausforderung, regulären Unterricht zu gewährleisten und parallel dazu als Musikerin unterwegs und auf der Bühne sein zu können. Ein innerer und äußerer Spagat ist das natürlich auch, denn die Ansprüche in den verschiedenen Arbeitsfeldern sind natürlich berechtigterweise hoch und es gibt im normalen Alltagsleben irgendwie nie genug Zeit zum Üben und Vorbereiten, E‑mails schreiben und neue Projekte planen. Aber das geht wahrscheinlich anderen Berufsgruppen ähnlich: die Zeit ist immer knapp.
Welche Geschichte über dein Musikerleben erzählst du immer?
Auf dem Weg zu einem Konzert in China hat unser Busfahrer die Autobahnausfahrt verpasst. Unser chinesisches Management telefonierte daraufhin mit der Polizei. Kurz darauf rückte polizeilicher Begleitschutz für uns an und eskortierte unsere zwei Busse als Geisterfahrer auf der Autobahn zurück zur verpassten Auffahrt. Wir haben es gerade so noch zum Konzert geschafft.
Was schätzt du an Südtirol besonders?
Die Natur. Die bunte Mischung aus tiroler und italienischer Farben im Alltag und das gute Essen.
In welchen Ländern und/oder Städten der Welt hast du schon Konzerte gespielt?
Die meisten Konzerte haben innerhalb der EU stattgefunden. Italien, Schweiz, Österreich, Deutschland, Frankreich, Polen. Als jugendliche durfte ich an einem Opernprojekt in Sao Paolo, Brasielien, teilnehmen. Besonders spannend war für mich eine dreiwöchige Tournee mit einem kleinen Orchester in China. Diese Reise hat mich mit einer Reihe von unvergesslichen Erlebnissen beschenkt, von der Eiseskälte bei ‑30°C in der Nordmongolei hin zu Bambuswäldern im Süden.
Ist dir als Musiker schon mal etwas Verrücktes oder Lustiges passiert?
Oh ja, immer wieder! Bei einem Konzert für einen arabischen Prinzen auf Sardinien durften wir nur in Begleitung von Security aufs stille Örtchen. Weniger lustig: Geigenkoffer aufklappen und feststellen, dass der Geigenbogen zu Hause geblieben ist. Wieder in China: von einer aufgeregten Menge an Teenie-Mädchen nach dem Orchesterkonzert am Tourbus abgepasst und um Autogramme gebeten werden. Auch in China: das riesige Plakat mit der Ankündigung für das eigene Konzert mit dem Foto eines fremden Orchesters beworben zu sehen.
BIOGRAPHIE
Elisabeth Lochmann ist in Meran, Südtirol aufgewachsen. Sie hat in Stuttgart an der Waldorfschule Uhlandshöhe Abitur gemacht und anschließend Geige und Rhythmik/EMP in Dresden sowie Barockgeige in Verona studiert. Seither hat sie an verschiedenen Musikschulen in Südtirol Geige, Blockflöte und MFE/Singen unterrichtet, hatte eine buntgemischte Klasse von privaten Geigenschülern und war 6 Jahre lang Musiklehrerin an der Freien Waldorfschule Meran.
Elisabeth Lochmann lebt inzwischen in Wernau (Deutschland) und unterrichtet an verschiedenen Musikschulen Geige, Bratsche und Blockflöte. Im Verein „Klingende Schule“ an der Waldorfschule Kirchheim arbeitet sie in einem wunderbaren Team mit verschiedenen Kinderorchestern und findet es ganz besonders, mit welcher Freude schon die Kleinsten gemeinsam musizieren.
Neben der pädagogisch-künstlerischen Arbeit ist ihr auch die Tätigkeit als freischaffende Musikerin sehr wichtig. Ensembles der unterschiedlichsten Art, vom Duo übers Trio weiter zum kleinen Barockensemble bis zum Opernorchester erlauben es ihr, ihren musikalischen Horizont immer wieder zu erweitern.
Besonders liebt sie Konzerte, die verschiedene Ebenen wie Raum, Sprache, Bewegung und Musik zu einem spannenden Ganzen kombinieren.
Gerne probiert sie sich dabei in den verschiedensten Musikrichtungen aus, nutzt Stimme und Körper sowie experimentelle Spieltechniken beim Improvisieren.
BIOGRAPHIE
Elisabeth Lochmann ist in Meran, Südtirol aufgewachsen. Sie hat in Stuttgart an der Waldorfschule Uhlandshöhe Abitur gemacht und anschließend Geige und Rhythmik/EMP in Dresden sowie Barockgeige in Verona studiert. Seither hat sie an verschiedenen Musikschulen in Südtirol Geige, Blockflöte und MFE/Singen unterrichtet, hatte eine buntgemischte Klasse von privaten Geigenschülern und war 6 Jahre lang Musiklehrerin an der Freien Waldorfschule Meran.
Elisabeth Lochmann lebt inzwischen in Wernau (Deutschland) und unterrichtet an verschiedenen Musikschulen Geige, Bratsche und Blockflöte. Im Verein „Klingende Schule“ an der Waldorfschule Kirchheim arbeitet sie in einem wunderbaren Team mit verschiedenen Kinderorchestern und findet es ganz besonders, mit welcher Freude schon die Kleinsten gemeinsam musizieren.
Neben der pädagogisch-künstlerischen Arbeit ist ihr auch die Tätigkeit als freischaffende Musikerin sehr wichtig. Ensembles der unterschiedlichsten Art, vom Duo übers Trio weiter zum kleinen Barockensemble bis zum Opernorchester erlauben es ihr, ihren musikalischen Horizont immer wieder zu erweitern.
Besonders liebt sie Konzerte, die verschiedene Ebenen wie Raum, Sprache, Bewegung und Musik zu einem spannenden Ganzen kombinieren.
Gerne probiert sie sich dabei in den verschiedensten Musikrichtungen aus, nutzt Stimme und Körper sowie experimentelle Spieltechniken beim Improvisieren.